Klettern an hohen Felsen im Donautal
SG-Stern Mehrseillängen-Klettern vom 12.-13.10.2024
Am Wochenende waren sechs Kletterer der Sparte Klettern der SG Stern Sindelfingen im Donautal unterwegs. Die Unternehmung war als Mehrseillängen-Kletterkurs ausgeschrieben. Dabei ist man auf dem Weg zu den Felsgipfeln von Standplatz zu Standplatz unterwegs, die entsprechend der Länge des Kletterseils etwa 40 Meter auseinanderliegen und an denen der Kletterpartner gesichert wird. Da die begangenen Felsenwände hier etwa 120 m hoch sind, haben wir zusammen bis zu vier Seillängen geklettert, wobei die Seilschaften hintereinander unterwegs waren.
Am Samstag morgens bei der Anfahrt zeigt das Thermometer 6 Grad, so dass wir in einer Bäckerei beim zweiten Frühstück zusammentreffen. Am gemütlichen Ort befassen wir uns mit der notwendigen Theorie wie Seiltechnik, den zusätzlichen Knoten und den anderen Sicherungsgeräten. Danach geht es weiter mit dem Auto hinunter ins noch nebelige Flusstal an der Donau. So sind wir dann beim Zustieg zum Felsen in einer gespenstischen Szenerie unterwegs. Wir sind allein, und der Stuhlfels bei Hausen im Tal sieht mit seinem langen Ostpfeiler erst einmal sehr abschreckend aus. Als Klaus in die erste Seillänge startet, sind die Tritte und Griffe noch rutschig von der Feuchtigkeit und alle sind vorsichtig unterwegs. Schon ab der zweiten Seillänge, dann 50 m höher, kommt am Standplatz langsam die Sonne zum Zug und wärmt uns. Die beiden Folgeseillängen führen am steiler werdenden Ostpfeiler hinauf bis zum Gipfelkreuz. Dort, wo man eine weite Sicht ins Hausener Donautal hinunter hat, wird das letzte Mal nachgesichert. Schritt für Schritt kommen dann zuerst die Vorsteiger jeder Seilschaft oben an und sichern dann die hinterher Kletternden nach. Eine kurze Pause am Gipfel bleibt, bevor wir über eine 50 m lange und überhängende Wand abseilend wieder dem Wandfuß entgegenstreben, wo unsere Rucksäcke auf uns warten. Nach diesem beeindruckenden Abenteuer sind wir dann am Abend im Hotel beim Abendessen im Gespräch zu den einzelnen Herausforderungen und den besten und schnellsten Sicherungsmethoden auf der Tour.
Der Sonntag beginnt zu unserer Enttäuschung mit einem starken Regenschauer. Es ist kaum zu erwarten, dass bei diesen Verhältnissen eine Tour möglich ist. Trotzdem geht es erst einmal mit Kletterrucksack in einem halbstündigen Anstieg hinauf zum Schreyfels. Dort wartet auf uns eine Kletterei im vierten Schwierigkeitsgrad. Die Herausforderung beim Outdoor-Klettern besteht darin, zu den etwa drei Sicherungshaken pro Seillänge noch zusätzliche mobile Sicherungsmittel anzubringen, so dass der Vorsteiger bei einem unerwarteten Sturz nicht zu weit fallen kann. Die Tour führt insgesamt über eine 120 m hohe Kante hinauf zu einer Scharte zwischen einer Nadel und dem Gipfelplateau. Sehr spannend ist dabei, wenn man im Kamin zwischen der Nadel und der Gipfelwand spreizt und so im Spalt eine halbe Seillänge hinaufklettert. Wir haben dann später auch wieder die Sonne über uns, um den ausgesetzten Blick hier zu genießen. Das Ganze muss aber anfangs am nassen Fels erst einmal erarbeitet werden. Alle sind froh, als die erste plattige und rutschige Seillänge vom Trainer eingehängt wird und diese Seillänge dann von Allen gut gesichert überwunden wird. Wir sind in dieser Tour mehrere Stunden unterwegs. Nach der Gipfelrast in der Nähe der Burg oben auf dem Felsgipfel sind wir abschließend 90 Meter beim Abseilen unterwegs. Eine derartig aussichtsreiche Abseilfahrt findet man außerhalb der Alpen selten. Auch deswegen sind am Ende alle zufrieden und kommen mit der Erfahrung zurück, wie man Mehrseillängen-Touren mit geeigneten Sicherungen beklettert.
Klaus Berghold - 24.10,2024