Mit Alpinkletterkurs am Altmann Ostgrat

Im Säntisgebiet/Alpstein gibt es hervorragende Alpinklettertouren im Umfeld der Hundsteinhütte

 

Wir waren Anfang Juli zusammen fünf Personen im Alpinkletterkurs der Sektion auf der Hundsteinhütte. Nach einigen Mehrseillängentouren an den Felsgipfeln des Alpstein, bspw. an den Kreuzbergen, am Fähnligipfel oder beim Hundstein hatten wir uns mit der notwendigen Sicherungstechnik vertraut gemacht. Nun war es an der Zeit ein längere klassische Klettertour am Ostgrat des Altmann anzugehen. Für Zustieg und Rückweg von und zur Hundssteinhütte müssen allerdings jeweils zwei Stunden Wegzeit eingeplant werden. Dafür klettert man dann an einer alleinstehenden Felspyramide in der Nähe des Säntis.


Hoch an Ostrat des Altmann


Ich stehe in einem abdrängenden Riss in der steilen Felswand, die zur Gratschneide am Altmann führt. Seit einigen Klettermetern bin ich schon auf der Suche nach einer geeigneten Zwischensicherung, da der letzte Bohrhaken schon weit unter mir ist. Es gelingt mir lediglich einen kleinen Klemmkeil in den nach außen aufspreizenden Riss zu setzen. Trotz intensiver Suche finde ich hier kein besseres Placement. Mit der Unsicherheit, ob denn der Klemmkeil halten wird, entscheide ich mich nicht im Riss direkt weiter zu klettern, sondern nach rechts über die Wandstelle weiter nach oben zu steigen. Das ist auch nicht leichter, aber übersichtlicher. Fünf Meter weiter gelingt es mir dann, einen weiteren Klemmkeil in einer Rissspur anzubringen, so dass ich mich beim Weiterklettern in Richtung Ostgrat schon wohler fühle.





Die Standplätze sind hier mit Bohrhaken gut ausgestattet. Allerdings sind in dien klassischen Routen lediglich die alten Schlaghaken mittlerweile durch Bohrhaken ersetzt. Insofern hat man pro Seillänge in den etwa 40 Metern drei bis fünf verlässliche Zwischensicherungen mit Bohrhaken. Dazwischen muss der Vorsteiger selbst Sicherungen mit Schlingen über Felsköpfen oder mit Klemmgeräten anbringen. Da dies nur an geeigneten Stellen möglich ist, klettert man dann den hier geforderten vierten Schwierigkeitsgrat doch in einiger Entfernung zu den Sicherungspunkten. Insofern ist auch hier umsichtiges Klettern gefragt.



Mit Blick nach unten sehe ich Arne am letzten Stand, schon in einiger Entfernung unter mir beim Sichern. Von ihm gut gesichert geht es dann weiter, bis ich den nächsten Standplatz erreiche. Diese Standplätze kommen so alle 40 Meter und sind mit einem oder zwei guten Bohrhaken ausgestattet. In der gesamten Klettertour sichern wir insgesamt neun Mal an einem solchen Standplatz, bis wir am Ende oben sind.


Wir klettern in zwei Seilschaften nebeneinander


Links von mir sehe ich die zweite Seilschaft klettern, wo Oliver sich gerade auch an einer glatten Wandstelle abmüht. Er hat sich die etwas schwere Kletterroute im oberen fünften Grad herausgesucht. Er klettern schnell und elegant links von mir in der Plattenwand. Wir haben so den Vorteil, dass beide Seilschaften in Sichtweite quasi nebeneinander klettern. Nach acht Seillängen werden beide Seilschaften auf einem Pfeilerkopf oben zusammentreffen.







Nachdem meine Dreierseilschaft vollständig am nächsten Standplatz angekommen ist, suche ich in dem tadellosen Schrattenkalk nach der Route, die nun entweder in der Ostflanke oder rechts oben auf dem Grat an immer wieder ausgesetzten Steilstellen nach oben führt. Die Kletterei macht Laune und man hat einen tollen Ausblick in alle Richtungen. Links unterhalb von Olivers Seilschaft ist ein kleines Rudel von Steinböcken versammelt, wobei der alte Bock auf einem Felsklotz liegt und wachsam hin und wieder zu uns heraufschaut.


Nach fünf Seillängen kommen wir zu einem großen Felskessel mit etwa 100 m seitlichen Wandhöhen. Ich suche ein wenig auf der rechten Kante des Couloirs, um den weiter Weg am Grat zu finden. Ich zögere, da keine weitere Sicherung sichtbar ist und ich mich in dem Gelände nicht versteigen möchte. Daher klettere ich sondierend den schmalen Grat nach rechts weiter hoch, bis ich dann in einigem Abstand wieder einen der Bohrhaken sehe. Diese Haken haben nicht nur den Vorteil, dass man das Seil zur Sicherung mittels Karabiner dort einhängen kann, sondern geben auch Selbstvertrauen dahingehend, dass man weiß, die richtige Routenführung gefunden zu haben.


Treffen der Seilschaften auf dem Pfeilerkopf


Weiter geht es auf einer schmalen Gratkante hinauf bis zum Pfeilerkopf, an dem die eigentliche Klettertour zu Ende ist. Dort auf diesem Pfeilerkopf treffen wir mit der zweiten Seilschaft zusammen, die auf der linken Kante des Felskessels oben ausgestiegen ist. Zusammen machen wir erst einmal Pause und genießen den Ausblick.


Nach meiner Erinnerung sollte es nun relativ leicht hinauf zum Gipfel gehen. Daher tausche ich die Kletterschuhe mit den Zustiegsschuhen und entscheide mich, lediglich das Seil hinter mir her zu ziehen, so dass wir ein Seilgeländer aufbauen können. Beim ungesicherten Hochklettern stelle ich erst mal fest, dass mich meine Erinnerung hier im ausgesetzten Gelände täuscht und weiter oben doch noch eine Kletterstelle kommt, die ich ohne Zwischensicherung und mit den Bergstiefeln nicht weiterklettern möchte. Nach kurzer Rücksprache nimmt mich Oliver in die Sicherung und ich beschließe nach rechts über Schrofen aus dem Riss heraus zu klettern und die volle Seillänge bis zum Vorgipfel hoch zu steigen. Die Sicherung für die Gruppe besteht dann aus einer Seilschlinge um den Vorgipfel des Altmann, verbunden mit dem daran befestigten Seilgeländer, an dem dann alle anderen Kletterer eingehängt hochsteigen. Schließlich erreichen wir über ein weiteres Seilgeländer dann gemeinsam den Hauptgipfel des Altmann.





Nach der Pause am Gipfel geht es dann bald den Normalweg hinunter, der aber auch nicht als Wanderweg gelten kann. Es handelt sich um einen Kletterabstieg im ersten Kletter-Schwierigkeitsgrad, welchen man gerade im Kurs nicht ungesichert gehen sollte. Wir legen dann an den ausgesetzten Stellen nochmals ein Seilgeländer, in das sich dann jeder einhängen kann. Am Altmannsattel angekommen sputen wir uns, um den kurzen Klettersteig hinunter und dann die 900 Höhenmeter hinunter zum Fählensee hinter uns zu bringen. Von dort geht es dann wieder hinauf zur Hundsteinhütte, wo wir dann pünktlich zum Abendessen auf der Hütte eintreffen.


Weitere Klettertouren im Umfeld der Hundsteinhütte


Die Hundsteinhütte habe ich in den letzten 20 Jahren immer wieder mit neuen Pächtern erlebt. Es ist schön zu sehen, wie positiv die Hütte heute bewirtschaftet wird. Es handelt sich um eine wunderschöne, einfache Hütte, in der wir schon einige Kletterkurse durchgeführt haben. Lediglich das Fehlen der Dusche ist bei Wochenkursen ein Problem. Wir haben das allerdings beim Bad im Fählensee und im Sämtissee gut ausgleichen können, da auch das Wetter in der Woche hervorragend war.






Wir haben in diesem Alpinkurs wieder einige Mehrseillängentouren absolviert. Unter anderem waren wir auf dem dritten Kreuzberg am schmalen Südrippli (4+, 4 Seillängen) und am Schwartenpfeiler (6+, 4 Seillängen) unterwegs. Bei bestem Wetter haben wir dort den Blick ins Rheintal genossen. Und uns auch immer wieder mit der erforderlichen Sicherungstechnik befasst. Schließlich hatten wir beim Abseilen in den Routen am Fähnligipfel auch die Gelegenheit, die dafür notwendigen Fertigkeiten zu erlernen.




Nach mittlerweile fünf Kletterkursen im Alpsteingebiet, empfinde ich dieses mit den Kreuzbergen, Altmann und den anderen Klettergipfeln als wunderbares Kletter-Eldorado, das nicht sehr überlaufen ist und das sich gut eignet, wenn man einmal nicht im Karwendel auf unserer schönen Hallerangerhütte unterwegs ist.


Bericht und Fotos, Klaus Berghold


Kletterführer Alpstein von Werner Küng vom Schweizer Alpin-Club SAC. Enthält mehr als 1000 Kletterrouten im Gebiet, viele Mehrseillängentouren. Für alle Routen sind zusätzlich Klemmkeile für die Zwischensicherungen erforderlich. Die Abstiege müssen häufig durch Abseilen oder gesichertes Abklettern erfolgen. Ausgewählte Routen in Hüttennähe bspw. am Fähnligipfel sind bestens mit Bohrhaken ausgerüstet. Wir haben im Alpinkletterkurs Routen vom vierten bis sechsten Grad mit bis zu acht Seillängen geklettert. Stützpunkt Hundsteinhütte mit etwa 2 Stunden Zustieg ab Brülisau bei Appenzell.